Wer sich für Aktien interessiert, muss sich zwangsläufig mit deren Bewertung auseinandersetzen. Eine praktische und schnelle Möglichkeit bietet das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Was man unter dieser Kennzahl versteht und wie man sie berechnet, klärt dieser Artikel.
Definition KBV
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis – kurz: KBV – ist eine Kennzahl der Fundamentalanalyse, die den Kurs einer Aktie zu ihrem Buchwert in ein Verhältnis setzt. Es geht daher nicht um den Preis der einzelnen Aktien. Es gibt an, wie teuer oder günstig ein Unternehmen aktuell an der Börse ist.
Der Buchwert entspricht dabei dem Eigenkapital, das in der Bilanz ausgewiesen wird, abzüglich aller Verbindlichkeiten. Dadurch zeigt das KBV, wie viel das Unternehmen im Falle einer Liquidation Wert wäre, wenn alle materiellen Vermögensstände verkauft würden.
KBV – wofür?
Aktien, die ein niedriges KBV aufweisen, geben an, dass ein Unternehmen günstig bewertet wird. Ein Beispiel für ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis ist ein Wert von 0,85. Der Anleger erhält in diesem Beispiel für 0,85 € Marktwert an der Börse 1,00 € Buchwert.
Ein hohes KBV wiederum signalisiert eine hohe Bewertung des Unternehmens. Liegt es beispielsweise bei 1,35, so spricht man von einem hohen Kurs-Buchwert-Verhältnis, da der Anleger für 1,35€ Marktwert nur 1,00€ an der Börse erhält. Ist dies der Fall, so werden vom Unternehmen deutliche Gewinnsteigerungen erwartet, die diesen hohen Kurs rechtfertigen.
Bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,00 entspricht der aktuelle Kurs einer Aktie genau dem Buchwert je Aktie. Würde das Unternehmen also liquidiert werden, so würde für jede Aktie der aktuelle Marktpreis gezahlt werden. Dieser Wert wird daher angestrebt: Das Unternehmen wird weder zu günstig noch zu teuer bewertet.
Berechnung des KBV
Um das Kurs-Buchwert-Verhältnis berechnen zu können, muss man zunächst die Marktkapitalisierung ermitteln. Diese ergibt sich daraus, wenn man den aktuellen Aktienkurs mit der Gesamtanzahl an Aktien multipliziert. Wird der daraus entstandene Wert durch das gesamte Eigenkapital dividiert, erhält man das Kurs-Buchwert-Verhältnis.
KBV = Marktkapitalisierung / Eigenkapital
Ein Beispiel: Ein Unternehmen verfügt über ein Vermögen von 20 Mio. € und hat Schulden in Höhe von 10 Mio. €. Der Buchwert beträgt demnach 10 Mio. €. Bei einer Million Aktien beträgt der Wert pro Aktie 10 €.
Liegt der Kurs der Aktien nun bei 20 €, so handelt es sich hierbei um einen KBV von 2, da 20/10 = 2. Es handelt sich dabei um eine Überbewertung der Aktie. Allerdings muss das Unternehmen deshalb nicht zwangsläufig überbewertet sein.
Liegt der Kurs nur bei 5 €, so ergibt das ein KBV von 0,5, da 5/10 = 0,5. Hierbei handelt es sich um eine Unterbewertung der Aktie. Auch hier gilt: Das Unternehmen muss nicht unbedingt unterbewertet sein.
Vor- und Nachteile des KBV
Das KBV bietet eine schnelle und vor allem einfache Methode, um einzuschätzen, ob ein Unternehmen günstig oder eher teuer bewertet ist. Trotzdem muss man sich immer im Hinterkopf behalten, dass diese Bewertungsmethode keine Unternehmensanalyse ersetzt, sondern lediglich für den schnellen Überblick gedacht ist.
Zudem kann man einen Vergleich von verschiedenen Unternehmen nur innerhalb einer Branche vornehmen, da in jeder Branche unterschiedliche Situationen vorherrschen. So haben beispielsweise Unternehmen im produzierenden Gewerbe hohe Sachanlagen in Form von Maschinen, während die Dienstleistungsindustrie kaum Sachanlagen vorweist. Dies stellt zwar keinen Nachteil, wohl aber eine Einschränkung des Kurs-Buchwert-Verhältnisses dar.
Darüber hinaus berücksichtigt das KBV lediglich den bilanziell ausgewiesenen Buchwert – sogenannte „stille Reserven“ oder „stille Lasten“ fließen daher in die Berechnungen nicht mit ein. Daher kann es sein, dass das Kurs-Buchwert-Verhältnis in vereinzelten Fällen gewissermaßen verzerrt ist.
Fazit
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis dient der schnellen und einfachen Übersicht über den Wert eines Unternehmens. Mithilfe des KBV kann man überprüfen, ob ein Unternehmen günstig oder teuer bewertet wird und ob der Preis der Aktien auf dem Markt gerechtfertigt sind. Allerdings können bei dieser schnellen Methode niemals alle Faktoren miteinbezogen werden, weshalb sie eine Unternehmensanalyse nicht ersetzen kann.